Dienstag, 26. Juni 2007

Qusqu...oder auch Cusco...

So, Leute... Nach stressigen Tagen und etwas Enttaeuschung bin ich nun endlich richtig angekommen und bin froh hier zu sein, in Cusco! Tolle Stadt, im Vergleich zu Lima. Und wie die meisten sagen, die schoenste Stadt Perus...Jooahh, koennte ich zustimmen mit meiner bisherigen Erfahrung. Bin ja noch nicht weit rum gekommen, aber hier kann man wirklich eine nette Zeit verbringen. Und sicher ist auch schon, dass wir auf jeden Fall nochmal wieder kommen...
Aller Anfang war schwer: Die Busfahrt nur halb ueberlebt (Erstaunlicherweise hat keiner von uns gekotzt, dank reichlich Wasser und Mate de Coca), angekommen in unserer ersten Unterkunft. Ueber Jenny und Sandra aus dem Centro sind wir an eine Familie gekommen, die trotz Inti Raymi noch eine Zimmer frei hatte, fuer teure 10 Dollar die Nacht, guenstiger gings in der ganzen Stadt nicht! Nun gut, fuer die ersten 2,3 Tage ist es okay, dachten wir uns. Unsere Gastgeber standen zwar kurz vor dem Grab und waren etwas sehr neugierig und erz-konservativ, aber wir waren froh ueber tolle Betten, Fruehstueck und ne warme Dusche!!! Der groesste Touri-Trubel ist vorbei...Gestern haben wir dann ein billigeres Hostal gefunden, fuer 12,50 Soles die Nacht, auch mit Betten und warmer Dusche! Mensch, gehts uns gut! Nach der 22 Std-Busfahrt mussten wir natuerlich, uebermuedet wie wir waren, erstmal feiern gehen... Geschockt von den ganzen besoffenen und mit sonstigen Drogen vollgestopften Amis und Englaendern, musste ich erstmal schlucken und hab gedacht: oh mein Gott, das ist Cusco?!?! Weiter gings am naechsten Tag mit 5 verpeilten Menschen durch die Stadt, dann Inti Raymi (war enttaeuscht, denn ich hatte mehr erwartet. Nix weiter als ein Touri-Spektakel! Sassen fuenf Stunden zwischen tausenden Menschen zusammengekauert am Abhang und freuten uns als die Sonne "dank der Zeremonie" doch mal raus kam). Dann Stress mit 5 verpeilten Menschen, die alle was anderes wollen, sich aber auf spanisch irgendwie verstaendigen muessen... Herrlich! Da waren meine Nerven ganz schoen am Ende und ich hab nen Abend alleine im Hotel verbracht, um runterzukommen! Hat geklappt! Gestern war ich wie neu geboren, war euphorisch und energiegeladen... Ohne Drogen!!! Gestern nacht gings dann noch mal ab zum feiern! Mensch, war das gut! Cusco geht also auch anders. Gestern hatten wir den ganzen Laden fuer uns allein und haben non stop getanzt. Eigentlich haben wir nur Bier getrunken, aber wir haben uns alle ueber unsere Euphorie gewundert...Entweder "Brahma", das Spitzenbier oder kann durch Sauerstoffmangel so eine euphorische Stimmung ausgeloest werden??? Vielleicht ist es auch einfach die Magie dieser Stadt, der Geist der Inkas...Auf Fotos muesst ihr leider noch warten, bis ich wieder in Lima bin. Habe dummerweise mein Datenkabel vergessen. Jaaahh, ich weiss! Geniesse weitere Tage hier oben und wuensche euch auch ein paar tolle!

Sonntag, 17. Juni 2007

Autsch!!!

Hab mir mal was gegoennt! Ein Andenken an meine Zeit hier in Peru... Hab mir gestern ein Piercing stechen lassen, nach langen Jahren endlich mal wieder eins - mein Zungenpiercing hab ich sage und schreibe schon 7 Jahre, mensch bin ich alt! (an dieser Stelle: Danke Mutti fuer deine Toleranz damals!) Die Preise sind hier natuerlich viel geringer als in Deutschland, 15 Euro kann man dafuer schon mal ausgeben. Und ich hab sogar 2 Piercings fuer den Preis von einem bekommen! Was ein Angebot! Keiner hatte naemlich drauf geachtet, ob der Stecker auch passt und dann war er ploetzlich zu klein...(Kann einem zu denken geben, aber in dem Moment wars eh zu spaet!)Tja, dann gabs nochmal ne Kanuele gratis, um den neuen Stecker reinzukriegen. Alles in allem wars aber okay, der Piercer recht serioes und das Studio recht hygienisch... Und nach peruanischer Sitte hab ich erstmal rezeptfrei ne Packung Antibiotika gekriegt, die nimmt ja hier jeder bei der kleinsten Erkaeltung - krass oder? Da dacht ich mir, dass es echt besser waer. Und jetzt nehm ich das AB einfach mal prophylaktisch...auch gut fuer meine Blase, die durch die staendig kalten Fuesse etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Ansonsten war das Wochenende bis jetzt ganz nett. Waren diesmal schon Donnerstag abend gross feiern - eher unbeabsichtigt, denn eigentlich wollten wir uns nur mit den Leuten treffen, mit denen wir eventuell nach Cuzco fahren, um alles mal zu bequatschen. Aber dann landeten wir doch wieder in der netten "Oso-Bar" (Baer-Bar: da stand angeblich mal ein grosser Plastikbaer hinter der Theke) und tanzten bis zum Morgengrauen... Um sechs, als der Laden zu machte, traten wir hinaus und hinein in den Nebel von Miraflores, ganz gruselig sahs aus und hat sich angefuehlt wie Spruehnebel auf der Haut... Und die naechste Stunde wurden wir begleitet von "Hugo" dem Hund, der uns vor merkwuerdigen Gestalten, die ab und zu aus dem Nebel traten, beschuetzt (Menschen auf Entzug, Transvestiten und Homos, die erst dann ans Tageslicht kamen)! Haben wir auch mal einen netten Strassenhund getroffen!
Da unsere Wochenenden ja echt lang sind, waren wir gestern nochmal aufs Neue weg. Haben diesmal das "Casa Real", die zweite Disco bei uns um die Ecke, ausprobiert. Schlimm, aber nicht ganz so schlimm wie das "Kenko". Aber wenn man sich das wirklich allen Ernstes mal reinzieht, erst dann ist es richtig lustig. Und als auf einmal ein Anheizer auf die Buehne huepfte und uns fuer den Rest des Abends mit seinem: "bailando, saltando, arriba, arriba, arriba" erfreute, schon echt komisch! Nicht zu toppen war allerdings der Moment, in dem ploetzlich hunderte lange Luftballons in die Menge geworfen wurden...und die Leute hatten echt Spass dabei, wirklich unglaublich!:-) Wie Axel so schoen sagte:"Das is ja wie der Alpenmax auf peruanisch!" Recht hatter...
Dann, machts gut liebe Leut und bis zum naechsten Mal, an der gleichen Stelle, auf der selben Welle! (oder wie war das nochmal???)

Donnerstag, 14. Juni 2007

14.Juni

Ach ja, ich kann ja mal wieder schreiben. Hab ja schon lang nicht mehr! Aber macht euch keine Sorgen, mir geht's immer noch gut und ich bin nicht vom Autobus ueberfahren worden... Es gab nur in den letzten beiden Wochen nicht so viel zu erzaehlen... Wir arbeiten fleissig mit den Kindern und werden auch jeden Tag von ihnen ueberrascht. Denn manchmal kommen Dinge und Faehigkeiten zum Vorschein, mit denen man gar nicht gerechnet hat. Denn es passiert leider leicht, dass man die Kinder unterschaetzt bzw. auch ueberschatzt...Und dann merkt man ploetzlich, dass Pilar die Steckpuzzle ganz genau kennt und merkt wenn wir sie veraeppeln wollen, indem wir ein unpassendes Stueck in die Tuete tun. Das laesst sie es bis zum Ende drin und als wir sie auffordern, doch noch das letzte Stueck zu holen lacht sie auf einmal los, nach dem Motto: "Ihr wollt mich wohl verarschen, ich weiss doch, dass es gar nicht passt!" Pilar ist normalerweise ein Maedchen, das sehr verlangsamt und stark retardiert ("zurueckgeblieben") ist und staendig auf den Boden schaut. Aber in der Therapie blueht sie auf und zeigt uns ihr schoenstes Lachen... Das haut einen echt um! Andererseits erwartet man auch nicht, wie doll die Fuesse stinken koennen, die aus Juans Schuhen kommen, bis es einen dann doch hebt und wir das Trampolin vors offene Fenster verfrachten muessen, damit die Therapie weitergehen kann:-) Diese Situationskomik gibt es am laufenden Band und es ist wirklich schwer, davon zu berichten und den Alltag, den wir hier haben in Worte zu fassen...
Da wir im Centro ca. ne Woche laenger bleiben als geplant (bis ca. 23. Juli), haben wir vor naechste Woche nach Cuzco zu fahren, um uns das Fest zur Wintersonnenwende anzuschauen. Man hoert, dass es zwar mittlerweile ziemlich touristisch angehaucht ist, aber trotzdem voll schoen sein soll. Es heisst "Inti Raymi" und wurde schon von den Inkas zelebriert, die am 24. Juni die "Wintersonne" begruessten. Zwar ist es eine lange Busfahrt bis dorthin (ca.24Std.), aber wir haben vor, ne knappe Woche zu bleiben und uns das schoene Cuzco anzuschauen.
Vamos a ver...
Schoene Gruesse

Pilar im Garten...

Juan E. am Mittagstisch...

Freitag, 1. Juni 2007

Hausbesuche...

Heute war ein sehr beeindruckender und interessanter Tag, an dem wir mal wieder einen intensiven Einblick in das "real life" einiger Kinder bekommen haben. Wir waren mit profesora Karin auf Hausbesuchen, die einerseits den Lehrern dazu dienen, sich einen Eindruck von den finanziellen und privaten Verhaeltnissen der Schueler zu verschaffen, andererseits ist es auch fuer uns eine gute Moeglichkeit, mal "hinter die Kulissen" zu schauen, aus welchen Verhaeltnissen die Kinder denn kommen. Und es war zum Teil wirklich erschreckend zu sehen, wie die Kinder leben (muessen). Jetzt koennen wir erahnen, weshalb die Kinder mit solch freudestrahlenden Gesichtern in die Schule kommen. Denn dort haben sie Sauberkeit, fliessend Wasser, Regeln und Rituale. Fuer die Kinder ist das Centro wirklich eine Art "Zufluchtsort". Viele der Familien wohnen in Gebieten, in denen es kein fliessend Wasser gibt, sondern nur Tankwagen, die taeglich einen Kanister befuellen, der allerdings 2 Soles kostet, was fuer die Familien sehr viel Geld ist. Dementsprechend ist auch die Hygiene mangelhaft. Doch als Voraussetzung fuer den Besuch des Centros gilt, dass die Eltern ihre Kinder gewaschen und mit sauberer Kleidung zur Schule schicken. Als wir zum Haus von Pilar kamen, waren wir erschrocken als sie auf einmal auf uns zu kam, in verdreckter Kleidung lief sie alleine auf der Strasse herum, niemand war zuhause, um sich um sie zu kuemmern. In der Schule wirkt sie immer sehr gepflegt und man kann sich gar nicht vorstellen, wie sie wirklich lebt! Gerade die Selbststaendigkeit ist ein wichtiges Ziel in der Schule, da es ganz oft vorkommt, dass beide Elternteile arbeiten muessen, um die Familie zu ernaehren! Denn staatliche Hilfe gibt es hier einfach nicht! Im besonders schweren Fall von Juan gibt es keinen Vater mehr, die Mutter findet keine Arbeit, hat aber trotzdem 6 Kinder zu ernaehren, die alle noch im Schulalter sind und somit nicht arbeiten gehen koennen! Das ist echt zum Verzweifeln... Allerdings haben wir heute auch wieder krasse Kontraste erlebt, in einem Fall haben wir die absolute Armut gesehen und dann gibt es auch Familien, die mit ihrem eigenen Kiosk ganz gut ueber die Runden kommen und auch etwas fuer den Besuch des Centros bezahlen koennen. In den Faellen, in denen das nicht moeglich ist, leisten die Eltern Arbeit fuers Centro, in dem sie zum Beispiel Reparaturen erledigen, den Garten pflegen oder unser Zimmer reinigen.
Es ist wirklich sehr schwer, die Erfahrungen, die man hier macht in Worte zu fassen. Aber mir ist klar geworden, wie wertvoll das Centro fuer die Kinder ist und es ist traurig, dass aufgrund mangelnder Spenden der Schulbetrieb nicht kontinuierlich aufrecht erhalten werden kann, wie noch Anfang dieses Jahres geschehen. Es konnten die Gehaelter der Lehrer nicht bezahlt werden und die Ferien mussten um einen Monat verlaengert werden. Was in Deutschland alle Kinder freuen wuerde bedeutet fuer die Kinder hier keinerlei Abwechslung von ihrem meist schlimmen Alltag ohne jegliche sinnvolle Beschaeftigung.
Man bekommt Bauchschmerzen...
Macht euch selbst einen Eindruck:

Pilar vor ihrem Haus, nachdem sie sich ein sauberes T-Shirt angezogen hatte...
Juan Carlos mit seiner Mutter, da vergeht einem das Lachen...
ohne Kommentar...

Aber die Familien halten zusammen... meistens...